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#475087 Die heilige Digitalisierung deutscher Nation (ot.haushalt)

verfaßt von baeuchlein, 20.06.2025, 02:02:48

> > Der Deutsche regt sich darüber auf, dass die Politik nicht mit der
> > Digitalisierung vorankommt.
> >
> > Der gleiche Deutsche holt morgens seine Papierzeitung aus dem Kasten,
> > lässt sich vormittags beim Arzt das Rezept lieber drucken statt eRezept
> zu
> > nutzen, bezahlt in der Apotheke bar, und ordert abends noch per Fax bei
> > Völkner 2 neue Röhren für sein Grundig Radio.
>
> Ja, ganz genau. Und wenn Du diesem Deutschen dann noch sagst: Lese die
> Grundlagen der Makroökonomie (=Volkswirtschaft), dann is er überfordert.
> Passt nicht in die subjektive Gefühlswelt, ist zu aufwändig. Glauben ist
> einfacher, da muss man nix lesen  :-D

Die meisten Lehrbücher beweisen ihre Ideen auch nicht von vorne bis hinten, da ist dann auch einiges an "Glauben" dabei. Dein Argument ist schwächer, als du glaubst. Der "Homo oeconomicus" war ja auch so eine Theorie, die sich nicht halten ließ.

Mich nervt an Schland vor allem, dass immer wieder "die Digitalisierung" über'n grünen Klee gehypt wird, aber die Nachteile darf der Kunde/Bürger/etc. dann hinterher selber tragen. Als vor ca. 2 Jahren mal ein größeres Problem irgendwo auftauchte (könnte die Cloudflare/Crowdstrike-Geschichte gewesen sein) und mehrere Zahlungssysteme versagten, hatte ich das im Radio (ohne Röhren, aber noch von 1977 und tut's immer noch) gehört, packte mir zusätzlich zur EC-Karte noch Bargeld ein und kaufte ein. Ging aber auch mit der EC-Karte. Ein oder zwei Plätze vor mir an der Kasse hingegen war jemand, dessen Zahlungsanbieter (vermutlich aus dem Ausland, die Geldkarte hatte eine mir unbekannte Fabgebung, und das Aussehen sowie die Wortkargheit des Pechvogels passten auch auf auswärtige Herkunft) wohl zu den Unglücklichen gehörte, und da der Mann auch kein "Bargeld-Backup" mit sich führte, musste er ohne Einkauf nach Hause gehen.

Einige offizielle Stellen labern ja immer mal wieder 'rum, was wir alle für einen länger andauernden Ausfall solcher Systeme in der Wohnung horten sollen, wenn wir mal nirgendwo zahlen können. Kann ja auch trotz Bargeld beim Kaufwilligen schiefgehen, wenn die Supermarktkasse keinen Saft kriegt. "Der Bürger" kann aber nicht alle Risiken, die ihm auf diese Weise andere Leute aufdrücken, selber stemmen. Irgendwo ist die "Resilienz" des Einzelnen dann auch mal am Ende, und wenn dann für die ganzen tollen digitalen Dinge keine Alternative da ist, ist der Kot am Dampfen. War bei dem berühmten IT-Ausfall im Südosten von NRW (Stichwort "Südwestfalen IT") ja ähnlich, da mussten die Bürger teilweise ein Jahr lang zusehen, dass sie ihre Behördengänge irgendwo weit weg in anderen Kommunen erledigten, wo die Dinge noch funktionierten.

Und diese Problematik haben halt viele Deutsche begriffen und lehnen dann die real existierende Digitalisierung eher ab. Ich selber steige bei der ePA auch erst in ca. 1-3 Jahren ein, wenn die gröbsten Fehler 'raus sind. Sollen doch andere den Schrott debuggen, ich hab' da keine Lust drauf.

 

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