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#467450 Panikattacken Da musst du durch (ot.kultur)

verfaßt von MaPa, 16.05.2024, 20:33:07

ich aber habe durch mein Verhalten aus dem Drops, ein Kaugummi gemacht und sie war geboren, die Angst vor der Angst.
Wenn man häufiger solche extremen Panikattacken hatte, dann tut man alles um sie nicht zu bekommen.
Es kamen im Laufe der Jahre immer mehr Situationen dazu die ich vermieden habe. Sogar welche, bei denen ich noch nie eine Panik hatte, wie Fahrstuhl fahren oder schaukeln

Wenn man seine Angst besiegen möchte, dann muss an sich ihr stellen.
Quasi mitten hinein und nicht wieder raus, bis es vorbei ist.
Um beim Beispiel Autofahren zu bleiben.....
Ich musste mit meiner Therapeutin zusammen Taxi fahren. Der arme Fahrer tut mir immer noch leid. Er wurde zwar vorgewarnt und gefragt ob er das machen möchte (uns fahren) aber trotzdem, er hatte es echt nicht leicht.
Allein das Einsteigen hat 20 Minuten gedauert.
Und kaum wurde der Motor gestartet kam die Panik.
Mit allen wie zuvor beschrieben.
Der einzige Unterschied, ich durfte nicht aussteigen, der Taxfahrer durfte nicht anhalten. Egal wie sehr ich auch wimmerte und bettelte schrie und heulte.
Und als ob das noch nicht reicht durfte ich mich nicht mal Ablenken, sondern mit allen Sinnen die Fahrt geniessen erleiden.
Das Ganze nennt sich Achtsamkeitsübung 54321
meine Therapeutin fragte mich nach 5 Dingen die ich sehe, 4 Dinge die ich höre, 3 Dinge die ich fühle, 2 Dinge dich ich rieche 1 Ding das ich schmecke.
Die Reihenfolge ist dabei egal, also es können auch 5 Dinge sein die ich fühle und nur 2 die ich höre und so weiter.

Ziel ist es die Situation ganz bewusst wahr zu nehmen, und weder körperlich noch mental zu flüchten.
Was man ja eigentlich will, weil wir ja gefühlt grad in Lebensgefahr schweben

Während ich also den Taxifahrer anflehte mich raus zu lassen, löcherte mich die Therapeutin mit eben diesen Fragen.
Und es hat geholfen ich wurde wirklich ruhiger.
Was nicht nur an den Fragen und das Einlassen auf die Situation zu tun hat, sondern auch damit das der Körper es gar nicht so lange schafft einen solch extremen Angst und Fluchtmodus aufrecht zu erhalten. Das kann er auch gar nicht, da würde er Schaden nehmen.
Es ist fasztinierend zu wissen, das, wenn der Körper und irgendwann auch das Hirn merkt, das die Situation, die in mir eine solche Panikattacke auslöst, gar nicht gefährlich ist, fährt er von ganz allein wieder auf "normal" Zustand runter.
Sprich, das Adrenalin geht zurück, der Herzschlag normalisiert sich wieder, die Muskeln entspannen, du empfindest Durst und Hunger oder Harndrang.
Verrückt, aber wenn der Mensch in Gefahr ist (dazu zählt auch die irrationale Gefahr bei Angststörungen) empfindet er weder Hunger noch Durst noch ob er Pipi muss.
Das liegt daran das Der Körper auf alle wichtigen Funktionen umschaltet um auf Gefahren reagieren zu können.
3 Möglichkeiten hat er da zur Auswahl Angriff, Flucht oder Erstarren

Ich schweife ab.
Also zurück ins Taxi. wir sind 1 Stunde durch die Stadt gefahren. Und die Fahrt war erst zu ende als ich auf meiner Angstskala 5 Punkte oder mehr unter der Höchsten Angstpunktzahl zurück gefallen bin.
Also die Panikattacke war 10 Punkte und ich darf die Situation erst verlassen wenn sie bei 5 oder weniger angekommen ist.
Das liest sich leicht, aber wenn du der festen Überzeugung bist, das du sterben wist wenn du nicht sofort die Situation verlassen kannst, dann ist das nicht mehr so witzig.

Meine Hausaufgabe nach dieser Sitzung war alleine in ein Taxi zu steigen.

Ich habe es 2 Tage später gemacht. Die Fahrt hat mir kein Spass gemacht und ich fühlte mich unwohl und auch ängstlich aber ich bekam keine Panik.
Und damit das auch so bleibt fahre ich jetzt in regelmäßigen Abständen Taxi, damit mein Hirn diese fatale Fehleinschätzung der Situation unterläßt.

Das war jetzt nur das Beispiel Autofahren. Diese ganze Prozedur muss ich mit allen mir angst machenden Situationen durchleben und immer wieder üben.
Es gibt Monate da klappt es ganz gut, und dann wieder Phase, da ist SIE wider da ganz heimlich durch die Hintertür.
Und es geht bei der einen oder Anderen Situation wieder von vorn los.

Mittlerweile Fahre ich wieder mit dem Bus, Zug, Strassenbahn.
Ich fahre auch allein hier im Ort mit dem Auto und bekannte etwas weitere Strecken mit Begleitung auch selber.
Ich fahre als Beifahrer mit und wenn die Panik kommt dann bleibe ich sitzen bis sie wieder geht.

Hört sich easy piesy an, ist aber jedes mal ein Höllenritt der mich körperlich und mental so fordert das ich danach stundenlang schlafe.

Nichts ist vorbei aber es wird.............................................................hoffe ich

netter Gruß von MaPa

--
“Am Ende werden wir uns nicht an die Worte unserer Feinde erinnern, sondern an das Schweigen unserer Freunde.““
-Martin Luther King-

 

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