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#467445 Panikattacken (ot.kultur)

verfaßt von MaPa, 16.05.2024, 18:44:07
(editiert von MaPa, 16.05.2024, 18:44:26)

Hallo Johann,
Vorweg, ich begehe hier einen Seelenstripdease und meine Rechtschreibung war noch nie die Beste, bei diesem Thema werde ich erst recht nicht mehr darauf achten können, da es sehr aufwühlend ist darüber zu "sprechen" von daher entschuldige ich mich schon mal im Vorfeld dafür.


Es freut mich zu hören, das ein Hund es deiner Frau geholfen hat ihre Ängste zu besiegen.
bei mir sind es andere Ängste.
Ich schlafe z.B. bei offenem Fenster obwohl da jeder ein leichtes einsteigen könnte.
Meine Größte Angst ist es mich zu Übergeben, da ich der festen Überzeugung bin, das ich dann ersticken und sterben werde.
nennt sich Emetophobie. ausgelöst durch viele Erlebnisse in meiner Vergangenheit die mit Atemnot zu tun hatten.
Zuzüglich Coalkoholikerin einen alkohlsüchtigen gewalttätigen Vaters.

Aus diesem Grund habe ich vor ca. 30 Jahren angefangen Dinge zu vermeiden die mir Übelkeit verursachen könnte.
Karussell fahren, Alkohol trinken, übermäßiges Essen.
Im laufe der Jahre kamen andere, neue Vermeidungen dazu.
Seilbahnfahren, Fliegen, Boot fahren, Bus fahren, Taxi fahren, bei Freunden im Auto mit fahren, bei meinen Mann im Auto mit fahren, selber Auto fahren, Zug fahren, Strassenbahn fahren, Fahrstuhl fahren uvm.
Das isoliert einen ganz schön, und das alles habe ich nicht mehr gemacht, weil mir ja davon übel werden könnte.
das aller aller schlimmste was mir passiert ist war Schwindel 6 Wochen lang drehshwindel ich hatte eine Panikattacke nach der anderen. Alles andere kann ich vermeiden, aber wie sollte ich Schwindel kontrollieren? das war der wendepunkt wo ich germerkt habe, mapa, so geht das mit dir nicht weiter, du brauchst hilfe.
Nun ist das mit dem Hilfe suchen ja nicht so einfach. Man muss sich ja zu allererst eingestehen das man ne "Klatsche" hat.
Ich weiß nicht wie doll deine Frau unter ihrer Angst gelitten hat, sollte es so sein wie bei mir, dann feiere ich das für Sie , wenn sie es geschafft hat durch den Hund den Kreis der Angst zu durchbrechen. :hurra:

Es ist nicht leicht einen Nichtbetroffenen zu erklären, was eine Panikattacke ist. Wie es sich anfühlt in der Angst gefangen zu sein und zu glauben man muss sterben.

ich versuche das mal an einem Beispiel bei mir zu erklären.
Ach ja, falls sich jemand fragt warum ich das Thema ,mein doch sehr privates Höllentor hier so freimütig öffne......

Nun, ich habe festgestellt, das niemand zu jemanden, der ein gebrochenes Bein hat sagt, er solle sich beim Treppen Steigen doch mal nicht so anstellen.
Ich habe noch nie erlebt, das man jemanden mit nur einen Arm sagt, er müsse nur den Arsch zusammenkneifen und dann könne er schon den Baum rauf klettern.
Stolz werden die Narben der Verletzungen vom letzten Fußballspiel gezeigt und die Geschichte, wie es dazu gekommen ist, ist immer die Rede und Schulterklopfer wert.

Anders ist das mit Gebrechen und Narben die auf der Seele liegen.
Da hört man ständig, und das sogar aus dem engsten Familienkreis.
Ach stell dich nicht so an, was du nur schon wieder hast, reiß dich doch mal zusammen, Was ist denn jetzt schon wieder, du willst doch bloß Aufmerksamkeit, da ist doch nichts dabei, nun mach schon, Du spinnst ja, das bildest du dir nur ein.

Als Betroffener .....Da spricht man nicht drüber, das wird verheimlicht, solange wie man nur kann, man schämt sich ist hilflos, verzweifelt, und macht das mit sich selber aus. man isoliert sich, versteckt sich, verstellt sich, damit ja nur keiner etwas merkt.

Am Anfang meiner Therapie habe ich auch mit niemanden darüber gesprochen, habe mich geschämt.
Aber je länger die Therapie andauert desto offener wurde ich mit dem Umgang damit und war erstaunt wie viele Menschen heimlich eine seelische Last mit sich rumtragen oder jemanden kennen der ...........
Mittlerweile rede ich total offen darüber alle meine Freunde, Nachbarn, Verwandten, Arbeitskollegen wissen bescheid. Und was soll ich sagen? Seit dem geht es auch mir besser. Ich habe, Gott sei dank, von niemanden negative Bemerkungen bekommen oder völliges Unverständnis.
Klar es ist für viele nicht auch nur ansatzweise nachzuvollziehen, wenn sie das gefühl einer Panik nicht kennen, aber da ist zumindest versuchtes Verständnis.


Kurze Pause

--
“Am Ende werden wir uns nicht an die Worte unserer Feinde erinnern, sondern an das Schweigen unserer Freunde.““
-Martin Luther King-

 

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