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#476473 Hello Fresh 2. Versuch...... (ot.haushalt)

verfaßt von Timbatuku, 18.10.2025, 18:44:15
(editiert von Timbatuku, 18.10.2025, 18:45:29)

> Allerdings ist die Unsitte, sich jeden Pups wegen ein paar Cent Ersparnis
> am vorhandenen Ladenhandel vorbei online zu bestellen, inzwischen weit
> verbreitet.

Nein, Adi, es geht nicht nur um die "paar Cent". Der Preis im Netz ist oft genug identisch mit dem Preis im stationären Einzelhandel. In einigen Fällen sogar höher. Es geht um viel mehr: Öffnungszeiten rund um die Uhr, auch am Wochenende. Keine mühselige Parkplatzsuche. Kein Stress mit unfreundlichen, schlecht gelaunten Verkäufern. Zeitersparnis durch unnötige Wege in die nächste Stadt. Es geht um das ganze Paket! Jeder Gewerbetreibende, also auch die Leute, die du so vehement zu beschützen versuchst, handelt genauso. Sie alle entscheiden beim Einkauf danach, wo sie die beste Leistung für ihr Geld bekommen und bewerten dabei sämtliche relevanten Faktoren. Weshalb sollte der Kunde anders handeln als der Händler? Eben gerade diese Möglichkeit, sich zwischen mehreren Angeboten für das beste entscheiden zu können, macht doch unsere freie Marktwirtschaft aus.

> Die immer mehr verödenden Innenstädte sprechen da Bände.

Selbstverständlich verändern sich die Innenstädte. Nichts bleibt wie es ist. Das nennt sich Fortschritt. Was wir heute erleben (in bezug auf die Innenstädte) ist erst der Anfang. Die verschwundenen Geschäfte werden dann irgendwann durch etwas anderes ersetzt. Daran wird niemand etwas ändern. Den Fortschritt kann man nicht aufhalten.

> Beliebt neuerdings auch das verwerfliche Vorgehen einiger "Kunden", sich im
> Laden beraten zu lassen und im Internet zu bestellen. Ich halte es da lieber
> umgekehrt. Beratung im Internet (zusätzlich) und Kauf im Laden (vor allem
> Medikamente, Bücher, usw.)

Ja, diese Form von "Beratungsdiebstahl" kann man beklagen. Oder etwas dagegen tun. Ich weiß noch genau, dass damals die ersten Ausgaben von Microsofts Office-Produkten sündhaft teuer waren, aber dafür gratis Support enthielten. Da zahlten die PC-affinen Menschen, die den Support nicht brauchten, für die "Dummies" mit. Einige Jahre später wurde das abgeschafft. Da gab es auf einmal nur noch kostenpflichtigen Support. Wer Hilfe brauchte, musste zahlen. Warum wird das nicht im Einzelhandel gemacht? Beratungsgebühr 5 Euro - und wer kauft, bekommt die 5 Euro wieder gutgeschrieben. Wäre doch ein gangbarer Weg, oder? Ob es sich durchsetzt, müsste man abwarten.

Andererseits kann man es aber auch anders sehen. In dem Großhandel, wo ich viele Jahre tätig war, hatten wir einen Kollegen, der sich nahezu ausschließlich mit den Anfragen aus der gewerblichen Kundschaft beschäftigte und Angebote ausfertigte. Das waren meist sehr komplexe Dinge, sehr zeitaufwändig. Da die Kunden ihre Anfrage zeitgleich an mehrere Anbieter mit Bitte um Angebot schickten, ist es nur logisch, dass nicht jedes Angebot auch zu einem Auftrag wurde. Nur einer kann das Geschäft machen. Der Kollege erwähnte mal die Zahl, dass nur etwa 10% zu einem Auftrag werden. Das heißt, 90% seiner teuren Arbeitszeit leistet er für nichts. Das gehört nun mal zum Geschäft, und vielleicht gehört das auch zum Geschäft des Einzelhändlers. Könnte man ja mal drüber nachdenken.

> Ich halte es da lieber umgekehrt. Beratung im Internet (zusätzlich) und Kauf im
> Laden (vor allem Medikamente, Bücher, usw.)

Auch das gehört zu unserer Marktwirtschaft. Du kannst kaufen, wo und wie du willst. Niemand schreibt dir das vor. Also versuch du auch nicht, anderen etwas vorzuschreiben. Auch nicht hintenrum.  ;-)

> Das Internet macht bei Spezialsachen Sinn, auch, wenn man sich dadurch sehr
> weite(!) Wege ersparen kann.

> Neulich hat sich jemand in einem Facebookforum darüber beklagt, dass die
> bestellten Medikamente nicht angekommen wären. Die kann man nicht einfach
> so den Nachbarn annehmen lassen, die muss man schon selbst entgegennehmen.
> Kein Mitleid, wenn man derartig wichtige Dingen dem Lieferzufall überläßt!

Ach was! Der Zeitgenosse hat sich nur ein bisschen dumm angestellt. Zwar ist richtig, dass Medikamente nicht beim Nachbarn abgegeben werden dürfen und auch nicht einfach vor die Tür gelegt werden dürfen, aber wenn man weiß, dass man zu den üblichen Lieferzeiten des Zustellers nicht daheim ist, dann lässt man sich das Medikamentenpäckchen zur Packstation schicken. Das geht und ist auch erlaubt. Dann kann es sich sogar nachts oder am Sonntag abholen. Kein Problem!

Trotzdem schönen Sonntag, lieber Adi. Ich weiß ja, du meinst es gut. Meine gegenteilige Meinung ist ebenfalls nicht von Bosheit getrieben. Nur, mal ehrlich, deine ultrakonservativen Ansichten über die Einkaufsgewohnheiten passen nicht mehr in die Zeit. Du wirst dich damit abfinden müssen, dass die Erde sich dreht und wir Menschen uns mitdrehen. Sinnbildlich.

Schönes Wochenende.

 

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