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#470870 "Ich arbeite hart..." (ot.politik)

verfaßt von baeuchlein, 06.11.2024, 20:33:04

> Dieses "hard working people..." nutzt jemand doch nur, wenn er bei seinen
> Gegenübern den Eindruck erwecken möchte, dass er den Aufwand, den Arbeit
> bedeutet, ganz besonders wertschätzt. Mit Betonung auf "...den Eindruck
> erwecken".

Ja, ja, dieses "hart arbeiten"-Gesabbel habe ich auch hassen gelernt.

Wann immer ich mich in Arbeit so richtig intensiv und anstrengend 'reingehängt habe, und dann durch Stress u.ä. krank wurde (das aber latürnich leider, leider nicht 100%ig beweisen konnte), kam irgendein Arsch (und des Öfteren ein solcher aus der eigenen Familie) angedackelt und machte mich blöd an. Derzeit haben wir (=ich und Muttern) mit meinem vermutlich dementen Vater heftig Arbeit an der Backe, aber wenn ich dann mal sage, "es geht nicht mehr", kriege ich natürlich das blöde Gelaber von wegen "geht aber nicht anders" oder "du arbeitest ja nicht..." (könnte sonst auch keiner vollzeit machen, der so'n Problemfall da hat!) vorgesabbelt. Ich hätte mich besser nie drauf einlassen sollen. Bluthochdruck und andere Dinge waren bisher das Ergebnis. Aber solange ich's nicht 180%ig beweisen kann, bin ich natürlich der Gesäßkarteninhaber.

Meistens kapieren die nach eigener Aussage "hart arbeitenden" aber gar nicht, dass diejenigen, die ihnen den gequirlten Kot eingeredet haben, sich einen feuchten Dreck drum scheren, dass die "hart arbeitenden" Leute dann auch entsprechend bezahlt werden. Und die Diskrepanz zwischen dem Sich-auf-die-Schulter-klopfen mit "boah ey, ich arbeite voll hart, ey" und dem, was auf'm Lohnzettel steht, oder was im Geldbeutel landet, regt viele solcher Leute auch nicht zu besseren Überlegungen an - kaum sagt einer, "die Ausländer sind's", glauben die "Hartarbeiter" es oft auch noch.

Im Februar kam ich gegen 21 Uhr aus einem zwecks spätem Einkauf aufgesuchten Supermarkt 'raus und dabei mit einem Lastwagenfahrer ins Gespräch, der ebenfalls in die Richtung "ich arbeite sowas von hart/viel" tendierte. Auch das Thema "kaputte Brücken" und Kosten kam auf. Dann meinte er (sinngemäß), das wären alles die Ausländer/Asylanten schuld, weil die das Geld ins Ausland brächten und dann beim deutschen Staat "ich hab' nix" sagten, um Sozialhilfe zu kassieren. Gut, er schien auch tatsächlich ein paar Leute zu kennen, die das geschafft haben, und vor einem halben oder anderthalb Jahren wurde ja hierzulande in Nordrhein-Vandalien auch ein Familien-Clan erwischt, dessen Mitglieder Sozialhilfeempfänger waren und trotzdem Porsches und Maybachs fuhren und in 'ner Villa wohnten - aber die Regel ist das wohl nicht. Bloß, wie sollte mein "hart arbeitender" Gesprächspartner das auch kapieren, wenn er laut eigener Aussage kein Radio und Fernsehen mehr nutzt?

Und dann kam der Blick in die absolute Horror-Vorstellung. In ca. 3-4 m Entfernung lief eine Frau vorbei (die übrigens keineswegs aussah wie die, die von ihresgleichen oft "Biodeutsche" genannt werden) und meinte als Lösung bezüglich der Probleme mit Ausländern allen Ernstes: "Erschießen! Ganz einfach! Alle erschießen!" Und der LKW-Fahrer meinte: "Ja, genau, das mein' ich auch! Äh... nee, nee, kann man ja nich' sagen... nee, besser nich'..."
 :wuerg:

Es heißt, die AfD habe nicht nur in den Ländern der ehemaligen DDR viel Zuspruch, sondern auch schon Hochburgen im nördlichen Ruhrgebiet. Das wird noch "lustig" nächstes Jahr bei der Bundestagsqual... und danach... au weia! :surprised:

Manchmal habe ich den Eindruck, "hart arbeiten" fördert auch 'ne weiche Birne.

 

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