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#367658 Partitionen: Wenn das doch mal genormt wäre... (pc.linux)

verfaßt von Hausdoc, Green Cottage, 22.06.2014, 21:51:37

>  :kratz:In deinem Screenshot von der Windows-Datensägervergewaltigung kann
> ich keinerlei Unterschied zwischen den beiden ext4-Partitionen
> erkennen, von dem "Aktiv" mal abgesehen (was ja nur ein Flag/Bit in den
> Daten der Partition ist). Unter welchen Umständen sagt denn die
> Datenträgerverwaltung, dass die eine Partition leer wäre und die andere
> nicht? Und wie exakt äußert sich das? (Du ahnst es vielleicht schon: Wir
> brauchen mehr Details... :grins:)
>
> Dennoch wage ich mal einige Deutungsversuche, wofür ich aber weit, weit in
> die finstere Vergangenheit der "IBM-kompatiblen PCs" zurück reise.
> Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass es gar keine ordentliche
> Standardisierung dessen gibt, was man als "Partition", "erweiterte
> Partition" und "logisches Laufwerk" bezeichnet. Passenderweise finde ich
> auch in den Win7-Hilfetexten keine richtig gute Definition von
> "logischem Laufwerk" oder gar "erweiterter Partition" mehr.
>
>
> Einst, in den seligen Zeiten von MS-DOS 3.x, als Männer noch echte Männer
> waren und Betriebssysteme nur den Textmodus der Grafikkarte kannten :-P,
> kristallisierte sich mal ungefähr Folgendes heraus: Es gab bis zu vier
> primäre Partitionen pro Festplatte, und wenn man damit nicht auskam, konnte
> man noch statt einer dieser vier Partitionen eine "erweiterte Partition"
> einrichten. Mehr als vier Partitionsdefinitionen hatten keinen Platz in
> einem einzelnen (Partitions-)Sektor der Festplatte. Für die "erweiterte
> Partition" wurde dann erst mal an einen weiteren Sektor auf der Platte
> verwiesen, in dem wieder vier Partitionen definiert werden konnten. Der
> konnte dann wieder eine dieser vier möglichen Partitionen als "erweitert"
> kennzeichnen, womit dann ein dritter Sektor angesteuert wurde, der vier
> Partitionen haben konnte... und so weiter. Eine theoretisch unendlich lange
> Kette.
>
> In der Praxis wurde dieses Schema durch MS-DOSe weiter eingeengt: Es sollte
> an sich nur eine einzige primäre Partition geben, und der gesamte
> Rest der Festplatte wäre dann einer erweiterten Partition zugeordnet
> gewesen. Die darin definierten Partitionen hießen dann unter DOS "logische
> Laufwerke in der erweiterten Partition", und nicht mehr "Partition". Und
> obwohl eine lange Kette von Partitionssektoren letzten Endes immer nur zwei
> Arten von Partitionen kannte, nämlich "echte" sowie diese
> "Weiterleitungs-Einträge", wurden all diese Dinge in DOS völlig anders
> benannt. Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht? :grins:
>
> Linux wiederum benennt die ersten vier Partitions-Einträge (im allerersten
> Partitionssektor) mit /dev/sda1 bis /dev/sda4 (oder für andere Platten
> eben /dev/sdbX oder gar /dev/hdaX ...). Drei bis vier davon können primäre
> Partitionen sein, die vierte darf je nach Wunsch des Benutzers auch eine
> "erweiterte Partition" sein. Partitionen mit Nummer über 4 (/dev/sda5 usw.)
> sind dann Partitionen, die in der "erweiterten Partition" drinstecken.
> Finde ich grundsätzlich übersichtlicher als das Gehampel unter DOS; unter
> DOS würde man von "logischen Laufwerken" sprechen, jedoch bedeutet das
> auch, dass die Dateisysteme für DOS benutzbar sein müssen. Und nun
> kommen wir allmählich so richtig ins Rutschen.
>
> Denn was ist demzufolge eine ext4-Partition unter DOS (oder Windows als
> dessen Nachfolger), wenn jene ext4-Partition z.B. /dev/sda5 oder sda6 ist?
> Ganz klar: Etwas Undefiniertes! Denn DOS kann diese Partition nicht als
> Laufwerk benutzen, also kann's kein logisches Laufwerk sein. Eine primäre
> Partition kann es aber auch nicht sein, denn davon darf es streng genommen
> nur eine einzige pro Platte geben (und wenn DOS gnädigerweise mal wegguckt,
> dürfen es auch zwei weitere primäre Partitionen sein, die ein anderes
> Betriebssystem verwaltet und einrichtet). Und alle primären Partitionen
> haben gefälligst im allerersten Partitionssektor eingetragen zu sein.
> Wollen wir uns also auf die Bezeichnung "unlogisches Laufwerk in der
> erweiterten Partition" einigen? :-P
>
> Einerseits ist Windows zwar meiner Meinung nach etwas "toleranter"
> geworden, andererseits ist die Situation durch noch mehr Partitionen, große
> Festplatten (>504 MByte, also LBA statt des eigentlich im Partitionssektor
> nur möglichen C/H/S-Gedönses) und weitere Neuerungen noch komplizierter
> geworden. Für moderne Platten reicht daher die ursprüngliche Art und Weise,
> wie man im Partitionssektor die Anzahl von Sektoren angibt, nicht mehr, da
> diese Art nur für C/H/S (maximal 1024/16/63, und selbst das ist je nach
> Programmroutine usw. usw. noch anders und stärker eingeschränkt, und
> überhaupt...) gedacht war. Also gibt es noch alte, C/H/S-kompatible
> Einträge und eine Vereinbarung, wonach die wahren Daten zu der Partition
> woanders stehen, wenn die für C/H/S maximal möglichen Zahlen als
> Start oder evtl. auch Ende der Partition (=des logischen oder auch
> unlogischen Laufwerks :-D) eingetragen sind.
>
> Kommst Du noch mit? Also, ich nicht mehr. :confused: Linux manchmal auch
> nicht mehr; ich habe gelegentlich Probleme, wenn ich Linux auf Partitionen
> installiere, die in der erweiterten Partition der Platte stecken. Es läuft
> zwar heutzutage meistens alles glatt, aber früher hatte ich sogar mal einen
> Fall, wo Linux arg ins Schleudern kam, als seine Partitionen hda5 und hda6
> waren statt einer primären Partition wie hda1 bis hda4. Fiel Linux aber
> auch erst ein, nachdem ich es mühsam installiert hatte... also alles
> nochmal neu. :crying: Die Welt ist ja so gemein!! :hau:
>
> Und der bislang letzte mir bekannte Sargnagel für einfaches Behandeln von
> Partitionen ist, dass man zwar im Prinzip Anfang und Ende einer Partition
> beliebig auf der Festplatte anordnen kann (solange der Anfang vor dem Ende
> liegt und dazwischen auch keine "Lücke" ist), diese Tatsache aber
> grundsätzlich von allen mir bekannten Programmen nicht akzeptiert
> wird. Früher ließ man Partitionen grundsätzlich auf dem letzten Sektor
> innerhalb einer Spur (track/cylinder) enden, heute kann man das u.U. auch
> anders machen. (Scheint aber nicht so beliebt zu sein und bewirkt dann
> Gewinsel wie "Partition XYZ does not end on cylinder boundary" und u.U.
> hysterische Anfälle mancher Partitionierungsprogramme.)
>
> Und für den Anfang des Dateisystems innerhalb einer definierten Partition
> sieht es noch schlimmer aus. Früher war der grundsätzlich auf dem
> zweithöchsten Kopf der Partition. Die Partition begann also meinetwegen auf
> Spur 1, Kopf 0, Sektor 1; was in diesem Sektor drin steht, weiß ich nicht
> mehr. Jedenfalls begann das Dateisystem dann auf Spur 1, Kopf 1, Sektor 1.
> Der Bereich von Spur 1, Kopf 0, Sektor 2 bis Spur 1, Kopf 0, Sektor 63 war
> damit quasi verschwendet.
>
> Neuerdings hingegen geht man gegen diese Verschwendung von bis zu 63
> Sektoren (d.h. dem sinnlosen Verlust von unglaublichen 31,5 kByte Platz!!)
> vor, indem man eben das Dateisystem direkt hinter dem ersten Sektor der
> Partition beginnen läßt. Und man hat nur ca. 15 Jahre gebraucht, um diese
> bahnbrechende Lösung zu entwickeln. Wahrscheinlich gibt's dafür eines Tages
> mal den Informatik-Nobelpreis. :devil:
>
>
> Und hier schließt sich der Teufelskreis.
>
> Alte Partitions-Programme schreien nämlich Zeter und Mordio, wenn sie die
> Platte nicht im geheiligten Formate von anno Asbach Uralt vorfinden -
> welches auch immer das gerade ist. Einige Programme erleiden bereits den
> Schock ihres Lebens, wenn nur die vor LBA geltenden Grenzen für die
> Plattenaufteilung überschritten sind. Andere, modernere Programme (z.B. das
> von 1998 stammende PQ Drive Image, was ich manchmal noch verwende) kommen
> zwar noch mit der Welt, wie LBA sie definierte, klar, aber eine Änderung
> des "Platzverschwenderei-Standards" stürzt sie in eine tiefe Sinnkrise, die
> sie mit Fehlermeldungen, Abstürzen oder gar irgendwelchem sinnlosem
> Gewurschtel mit Gefahr eines Datenverlusts beantworten. Letztere Variante,
> die mir wohl auch mal unter einem Linux begegnete (vor ca. 10 Jahren), ist
> das, was man auf Amerikanisch als "the shit hits the fan" beschreiben kann:
> Ein Saustall sondergleichen.
>
> Und dasselbe in Grün gilt natürlich für jede auch nur denkbare
> Abweichung von irgendeinem der 4711 (Quasi-)Standards, zumal es
> meines Wissens keinen jemals vollständig definierten Standard in diesem
> Bereich gibt. (Wenn Du's nicht glaubst, lies die man-pages zu fdisk und
> cfdisk... und fang' an zu weinen. :crying:)
>
> So ist es kein Wunder, dass Partitionierung immer mehr einem Tanz auf einer
> aktivierten Antipersonenmine gleicht, und an einer kompletten
> Datensicherung für jeden Furz, den man an einer Partitionierung ändert, nix
> mehr vorbei führt. Erst recht, seitdem mir Linux-Partitionierprogramme
> begegnet sind, die - ohne mich zu fragen oder zu informieren - die
> Partitionierung einer Festplatte komplett umgeschrieben haben, und das
> auch noch ohne jeden Grund. Das sind wohl die Taliban unter den
> Partitionierungsprogrammen. :uuuh:
>
> Wundert es Dich jetzt noch, dass alle Dir bekannten Programme die Situation
> bei Dir anders interpretieren? Und ist Dir schon aufgefallen, dass Windows
> die beiden Linux-Partitionen (ext4 und swap) auf Datenträger 0 auch
> insofern falsch anzeigt, als sie eigentlich in einer erweiterten
> Partition sitzen müssten (vgl. Anzeigen von Paragon und gparted)? Ist
> übrigens bei meinem Notebook genauso: Es gibt mehrere Partitionen, die in
> der erweiterten Partition untergebracht sind, aber nur die dem Windows
> bekannten FAT32- und NTFS-Partitionen werden dort auch als Teil der
> erweiterten Partition angezeigt. Die swap- und ext2-Partitionen des Linux'
> zählen laut Windoof 7 nicht mehr zur erweiterten Partition, obwohl das
> Überprüfen der Größenangaben ganz klar zeigt, dass die Linux-Partitionen
> eben doch in der einen großen erweiterten Partition drin stecken und nicht
> etwa außerhalb des Bereichs dieser erweiterten Partition liegen.
>
> Wie so oft im Bereich der angewandten Computerei sind Standards für den
> Popo, und jeder wurschtelt sich seinen eigenen Mist zusammen. Und
> irgendwann geht das dann mal völlig in die Hose, und der PC-Benutzer darf
> die ganze Suppe auslöffeln. Um das Jahr 2002 herum gab es mal ähnlichen
> Ärger beim berühmten "VIA-686B-Bug", bei dem die Firma VIA in einem nicht
> standardisierten Bereich der PCI-Definitionen eine unübliche (aber eben den
> gar nicht vorhandenen Standard auch nicht brechende) Lösung ausdachte - und
> voll auf die Schnauze fiel. Diverse Mainboards, die die 686B-Southbridge
> von VIA einsetzten, hatten dann gewaltige Probleme (mit Datenverlusten!)
> beim Benutzen der IDE-Festplatten. Bei manchen Boards konnte man das
> Problem mildern oder umgehen, bei anderen nicht - wieder ein Haufen
> Elektronikschrott mehr...-seufz-
>
>
> Die kurze Antwort auf Deine Frage(n) wäre also, dass es keinen wirklichen
> Standard gibt und nahezu jedes mit Partitionen arbeitende Programm
> seine eigene Interpretation zusammenbastelt, wodurch sich immer wieder
> Probleme diverser Art ergeben. Aber da ich ein gemeiner Mistsack bin,
> schreibe ich das erst ans Ende meines kilometerlangen Postings - sonst
> liest den langen Kram ja wieder kein Schwein. :grins:
>
> Unter Linux habe ich bisher nur das Programm fdisk als weitgehend
> fehlerfrei erlebt. Alle anderen mir bislang untergekommenen Programme
> machen irgendwo und irgendwann Ärger. Im Microsoft-Bereich fällt mir gar
> kein verläßlich arbeitendes Programm zum Bearbeiten von
> Plattenpartitionen ein.
>
> Mir ist im Übrigen bei den Recherchen zu diesem Problemchen aufgefallen,
> dass irgendwann im vergangenen Jahr ein Programm heimlich die Einträge in
> der Partitionstabelle meines Notebooks geändet hat - bei der erweiterten
> Partition wurde irgendwas am Ende geändert, und die FAT32-Partition da drin
> hat einen anderen Typ (0c statt 0b unter Linux' fdisk) bekommen. Keine
> Ahnung, welches Programm das jetzt wieder war, und warum es mir davon nix
> mitgeteilt hat. :gaga:
>
> Zusammenfassung: "Alles Scheiße!" :devil: Oder, mit Terry Pratchetts Worten
> aus einem der "Discworld"-Romane:
> "ohbuggerbuggerbuggerhelpaarghnoNoNoAarghBuggerNONOAARGH--" :lol3:



Mal ne Frage....... was hast du heute alles gemacht??? :kratz:  :uuuh:

--
Gruß Hausdoc

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