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#367657 Partitionen: Wenn das doch mal genormt wäre... (pc.linux)

verfaßt von baeuchlein, 22.06.2014, 21:43:55

> > Die Partition bei Laufwerk 2 ist als Aktiv gekennzeichnet und es gibt
> nur
> > die.
> > Die auf Laufwerk Null ist nicht aktiv.
>
> Irgendwie reden wir aneinander vorbei, glaub ich. Nochmal:
> Auf LW0 wird eine Partition als leer angezeigt, was sie definitiv nicht ist
> (/home, ext4). Auf LW2 wird die Partition (/, ext4) NICHT als leer
> angezeigt. Das hat mit aktiv oder nicht aktiv genau gar nichts zu tun. Und
> mich interessiert eigentlich nur, warum die beiden ext4-Partitionen
> unterschiedlich angezeigt werden.

 :kratz:In deinem Screenshot von der Windows-Datensägervergewaltigung kann ich keinerlei Unterschied zwischen den beiden ext4-Partitionen erkennen, von dem "Aktiv" mal abgesehen (was ja nur ein Flag/Bit in den Daten der Partition ist). Unter welchen Umständen sagt denn die Datenträgerverwaltung, dass die eine Partition leer wäre und die andere nicht? Und wie exakt äußert sich das? (Du ahnst es vielleicht schon: Wir brauchen mehr Details... :grins:)

Dennoch wage ich mal einige Deutungsversuche, wofür ich aber weit, weit in die finstere Vergangenheit der "IBM-kompatiblen PCs" zurück reise. Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass es gar keine ordentliche Standardisierung dessen gibt, was man als "Partition", "erweiterte Partition" und "logisches Laufwerk" bezeichnet. Passenderweise finde ich auch in den Win7-Hilfetexten keine richtig gute Definition von "logischem Laufwerk" oder gar "erweiterter Partition" mehr.


Einst, in den seligen Zeiten von MS-DOS 3.x, als Männer noch echte Männer waren und Betriebssysteme nur den Textmodus der Grafikkarte kannten :-P, kristallisierte sich mal ungefähr Folgendes heraus: Es gab bis zu vier primäre Partitionen pro Festplatte, und wenn man damit nicht auskam, konnte man noch statt einer dieser vier Partitionen eine "erweiterte Partition" einrichten. Mehr als vier Partitionsdefinitionen hatten keinen Platz in einem einzelnen (Partitions-)Sektor der Festplatte. Für die "erweiterte Partition" wurde dann erst mal an einen weiteren Sektor auf der Platte verwiesen, in dem wieder vier Partitionen definiert werden konnten. Der konnte dann wieder eine dieser vier möglichen Partitionen als "erweitert" kennzeichnen, womit dann ein dritter Sektor angesteuert wurde, der vier Partitionen haben konnte... und so weiter. Eine theoretisch unendlich lange Kette.

In der Praxis wurde dieses Schema durch MS-DOSe weiter eingeengt: Es sollte an sich nur eine einzige primäre Partition geben, und der gesamte Rest der Festplatte wäre dann einer erweiterten Partition zugeordnet gewesen. Die darin definierten Partitionen hießen dann unter DOS "logische Laufwerke in der erweiterten Partition", und nicht mehr "Partition". Und obwohl eine lange Kette von Partitionssektoren letzten Endes immer nur zwei Arten von Partitionen kannte, nämlich "echte" sowie diese "Weiterleitungs-Einträge", wurden all diese Dinge in DOS völlig anders benannt. Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht? :grins:

Linux wiederum benennt die ersten vier Partitions-Einträge (im allerersten Partitionssektor) mit /dev/sda1 bis /dev/sda4 (oder für andere Platten eben /dev/sdbX oder gar /dev/hdaX ...). Drei bis vier davon können primäre Partitionen sein, die vierte darf je nach Wunsch des Benutzers auch eine "erweiterte Partition" sein. Partitionen mit Nummer über 4 (/dev/sda5 usw.) sind dann Partitionen, die in der "erweiterten Partition" drinstecken. Finde ich grundsätzlich übersichtlicher als das Gehampel unter DOS; unter DOS würde man von "logischen Laufwerken" sprechen, jedoch bedeutet das auch, dass die Dateisysteme für DOS benutzbar sein müssen. Und nun kommen wir allmählich so richtig ins Rutschen.

Denn was ist demzufolge eine ext4-Partition unter DOS (oder Windows als dessen Nachfolger), wenn jene ext4-Partition z.B. /dev/sda5 oder sda6 ist? Ganz klar: Etwas Undefiniertes! Denn DOS kann diese Partition nicht als Laufwerk benutzen, also kann's kein logisches Laufwerk sein. Eine primäre Partition kann es aber auch nicht sein, denn davon darf es streng genommen nur eine einzige pro Platte geben (und wenn DOS gnädigerweise mal wegguckt, dürfen es auch zwei weitere primäre Partitionen sein, die ein anderes Betriebssystem verwaltet und einrichtet). Und alle primären Partitionen haben gefälligst im allerersten Partitionssektor eingetragen zu sein. Wollen wir uns also auf die Bezeichnung "unlogisches Laufwerk in der erweiterten Partition" einigen? :-P

Einerseits ist Windows zwar meiner Meinung nach etwas "toleranter" geworden, andererseits ist die Situation durch noch mehr Partitionen, große Festplatten (>504 MByte, also LBA statt des eigentlich im Partitionssektor nur möglichen C/H/S-Gedönses) und weitere Neuerungen noch komplizierter geworden. Für moderne Platten reicht daher die ursprüngliche Art und Weise, wie man im Partitionssektor die Anzahl von Sektoren angibt, nicht mehr, da diese Art nur für C/H/S (maximal 1024/16/63, und selbst das ist je nach Programmroutine usw. usw. noch anders und stärker eingeschränkt, und überhaupt...) gedacht war. Also gibt es noch alte, C/H/S-kompatible Einträge und eine Vereinbarung, wonach die wahren Daten zu der Partition woanders stehen, wenn die für C/H/S maximal möglichen Zahlen als Start oder evtl. auch Ende der Partition (=des logischen oder auch unlogischen Laufwerks :-D) eingetragen sind.

Kommst Du noch mit? Also, ich nicht mehr. :confused: Linux manchmal auch nicht mehr; ich habe gelegentlich Probleme, wenn ich Linux auf Partitionen installiere, die in der erweiterten Partition der Platte stecken. Es läuft zwar heutzutage meistens alles glatt, aber früher hatte ich sogar mal einen Fall, wo Linux arg ins Schleudern kam, als seine Partitionen hda5 und hda6 waren statt einer primären Partition wie hda1 bis hda4. Fiel Linux aber auch erst ein, nachdem ich es mühsam installiert hatte... also alles nochmal neu. :crying: Die Welt ist ja so gemein!! :hau:

Und der bislang letzte mir bekannte Sargnagel für einfaches Behandeln von Partitionen ist, dass man zwar im Prinzip Anfang und Ende einer Partition beliebig auf der Festplatte anordnen kann (solange der Anfang vor dem Ende liegt und dazwischen auch keine "Lücke" ist), diese Tatsache aber grundsätzlich von allen mir bekannten Programmen nicht akzeptiert wird. Früher ließ man Partitionen grundsätzlich auf dem letzten Sektor innerhalb einer Spur (track/cylinder) enden, heute kann man das u.U. auch anders machen. (Scheint aber nicht so beliebt zu sein und bewirkt dann Gewinsel wie "Partition XYZ does not end on cylinder boundary" und u.U. hysterische Anfälle mancher Partitionierungsprogramme.)

Und für den Anfang des Dateisystems innerhalb einer definierten Partition sieht es noch schlimmer aus. Früher war der grundsätzlich auf dem zweithöchsten Kopf der Partition. Die Partition begann also meinetwegen auf Spur 1, Kopf 0, Sektor 1; was in diesem Sektor drin steht, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls begann das Dateisystem dann auf Spur 1, Kopf 1, Sektor 1. Der Bereich von Spur 1, Kopf 0, Sektor 2 bis Spur 1, Kopf 0, Sektor 63 war damit quasi verschwendet.

Neuerdings hingegen geht man gegen diese Verschwendung von bis zu 63 Sektoren (d.h. dem sinnlosen Verlust von unglaublichen 31,5 kByte Platz!!) vor, indem man eben das Dateisystem direkt hinter dem ersten Sektor der Partition beginnen läßt. Und man hat nur ca. 15 Jahre gebraucht, um diese bahnbrechende Lösung zu entwickeln. Wahrscheinlich gibt's dafür eines Tages mal den Informatik-Nobelpreis. :devil:


Und hier schließt sich der Teufelskreis.

Alte Partitions-Programme schreien nämlich Zeter und Mordio, wenn sie die Platte nicht im geheiligten Formate von anno Asbach Uralt vorfinden - welches auch immer das gerade ist. Einige Programme erleiden bereits den Schock ihres Lebens, wenn nur die vor LBA geltenden Grenzen für die Plattenaufteilung überschritten sind. Andere, modernere Programme (z.B. das von 1998 stammende PQ Drive Image, was ich manchmal noch verwende) kommen zwar noch mit der Welt, wie LBA sie definierte, klar, aber eine Änderung des "Platzverschwenderei-Standards" stürzt sie in eine tiefe Sinnkrise, die sie mit Fehlermeldungen, Abstürzen oder gar irgendwelchem sinnlosem Gewurschtel mit Gefahr eines Datenverlusts beantworten. Letztere Variante, die mir wohl auch mal unter einem Linux begegnete (vor ca. 10 Jahren), ist das, was man auf Amerikanisch als "the shit hits the fan" beschreiben kann: Ein Saustall sondergleichen.

Und dasselbe in Grün gilt natürlich für jede auch nur denkbare Abweichung von irgendeinem der 4711 (Quasi-)Standards, zumal es meines Wissens keinen jemals vollständig definierten Standard in diesem Bereich gibt. (Wenn Du's nicht glaubst, lies die man-pages zu fdisk und cfdisk... und fang' an zu weinen. :crying:)

So ist es kein Wunder, dass Partitionierung immer mehr einem Tanz auf einer aktivierten Antipersonenmine gleicht, und an einer kompletten Datensicherung für jeden Furz, den man an einer Partitionierung ändert, nix mehr vorbei führt. Erst recht, seitdem mir Linux-Partitionierprogramme begegnet sind, die - ohne mich zu fragen oder zu informieren - die Partitionierung einer Festplatte komplett umgeschrieben haben, und das auch noch ohne jeden Grund. Das sind wohl die Taliban unter den Partitionierungsprogrammen. :uuuh:

Wundert es Dich jetzt noch, dass alle Dir bekannten Programme die Situation bei Dir anders interpretieren? Und ist Dir schon aufgefallen, dass Windows die beiden Linux-Partitionen (ext4 und swap) auf Datenträger 0 auch insofern falsch anzeigt, als sie eigentlich in einer erweiterten Partition sitzen müssten (vgl. Anzeigen von Paragon und gparted)? Ist übrigens bei meinem Notebook genauso: Es gibt mehrere Partitionen, die in der erweiterten Partition untergebracht sind, aber nur die dem Windows bekannten FAT32- und NTFS-Partitionen werden dort auch als Teil der erweiterten Partition angezeigt. Die swap- und ext2-Partitionen des Linux' zählen laut Windoof 7 nicht mehr zur erweiterten Partition, obwohl das Überprüfen der Größenangaben ganz klar zeigt, dass die Linux-Partitionen eben doch in der einen großen erweiterten Partition drin stecken und nicht etwa außerhalb des Bereichs dieser erweiterten Partition liegen.

Wie so oft im Bereich der angewandten Computerei sind Standards für den Popo, und jeder wurschtelt sich seinen eigenen Mist zusammen. Und irgendwann geht das dann mal völlig in die Hose, und der PC-Benutzer darf die ganze Suppe auslöffeln. Um das Jahr 2002 herum gab es mal ähnlichen Ärger beim berühmten "VIA-686B-Bug", bei dem die Firma VIA in einem nicht standardisierten Bereich der PCI-Definitionen eine unübliche (aber eben den gar nicht vorhandenen Standard auch nicht brechende) Lösung ausdachte - und voll auf die Schnauze fiel. Diverse Mainboards, die die 686B-Southbridge von VIA einsetzten, hatten dann gewaltige Probleme (mit Datenverlusten!) beim Benutzen der IDE-Festplatten. Bei manchen Boards konnte man das Problem mildern oder umgehen, bei anderen nicht - wieder ein Haufen Elektronikschrott mehr...-seufz-


Die kurze Antwort auf Deine Frage(n) wäre also, dass es keinen wirklichen Standard gibt und nahezu jedes mit Partitionen arbeitende Programm seine eigene Interpretation zusammenbastelt, wodurch sich immer wieder Probleme diverser Art ergeben. Aber da ich ein gemeiner Mistsack bin, schreibe ich das erst ans Ende meines kilometerlangen Postings - sonst liest den langen Kram ja wieder kein Schwein. :grins:

Unter Linux habe ich bisher nur das Programm fdisk als weitgehend fehlerfrei erlebt. Alle anderen mir bislang untergekommenen Programme machen irgendwo und irgendwann Ärger. Im Microsoft-Bereich fällt mir gar kein verläßlich arbeitendes Programm zum Bearbeiten von Plattenpartitionen ein.

Mir ist im Übrigen bei den Recherchen zu diesem Problemchen aufgefallen, dass irgendwann im vergangenen Jahr ein Programm heimlich die Einträge in der Partitionstabelle meines Notebooks geändet hat - bei der erweiterten Partition wurde irgendwas am Ende geändert, und die FAT32-Partition da drin hat einen anderen Typ (0c statt 0b unter Linux' fdisk) bekommen. Keine Ahnung, welches Programm das jetzt wieder war, und warum es mir davon nix mitgeteilt hat. :gaga:

Zusammenfassung: "Alles Scheiße!" :devil: Oder, mit Terry Pratchetts Worten aus einem der "Discworld"-Romane: "ohbuggerbuggerbuggerhelpaarghnoNoNoAarghBuggerNONOAARGH--" :lol3:

 

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