verfaßt von Timbatuku, 26.12.2024, 01:24:40
> ich will mal grade rücken, das ich arbeitsunwillige bewußt gewählt habe.
> Denn ich meine genau die, die nicht arbeiten wollen.
Nun, ich halte von dieser Unterscheidung nicht viel und habe meine Gründe dafür. Aber abgesehen davon: Wie soll man zweifelsfrei und beweissicher feststellen, dass jemand "nicht arbeiten will"? Mit Beweisen meine ich etwas mehr als "ich kenne jemand ...", usw. Das ist nämlich gar nicht so einfach, wenn man das nicht der Willkür eines Sachbearbeiters beim Jobcenter überlassen will.
> ... oder in ihrer Jugend sich die grauen Zellen mit Drogen weg geballert
> haben.
Was ist mit dem, der in jungen Jahren bei der Ausübung einer risikobehafteten Extremsportart einen Unfall hatte und seither arbeitsunfähig ist? Ist der nicht an seinem Schicksal ebenso selbst schuld wie der Junkie?
> Mindestlohn ist so eine Sache. Jeder soll für seine Arbeit auskömmlich
> bezahlt werden. Aber das derzeit geplante Anheben wertet meiner Meinung die
> Leistung von Facharbeitern bzw. lange im Beruf stehender Arbeitnehmer ab.
> Die bekommen nicht mal einfach so 2-3€ mehr Stundenlohn.
Dazu zwei Dinge:
Zum einen kam die Einführung des Mindestlohns 2015 schon viel zu spät. Richtig wäre gewesen, wenn die Schröder-Regierung bei der Einführung von Hartz IV das gleich mitbeschlossen hätte. Denn irgendwie gehören die beiden Themen zusammen. Außerdem war der Mindestlohn bei seiner Einführung mit 8,50 € zu knapp bemessen. Man hatte sich aber auf diese bescheidene Größe geeinigt, um überhaupt mal einen Einstieg zu finden. Bedenkt man, dass es schon vorher jahrelang eine Forderung nach einem Mindestlohn von mindestens 8 Euro gab, dann hätte er inflationsbereinigt 2015 schon bei ca. 10 Euro liegen müssen. Aber dann hätten vermutlich zu viele dagegen gestimmt.
Zum anderen ist das seit der Wiedervereinigung exerzierte Lohndumping daran schuld, dass der Facharbeiter diese 2 - 3 Euro mehr Stundenlohn nicht bekommt. Vor einigen Jahren fiel mir im Netz mal eine Grafik in die Hände, die ich leider nicht mehr wiederfinde. Darin hatte eine Wirtschaftsinstitut in einem Diagramm die Produktivität mit dem Durchschnittslohn verglichen. Bis etwa 1989/1990 waren die beiden Linien etwa deckungsgleich. Danach knickte die Lohnkurve spürbar nach unten ab, während die Produktivitätskurve mit gleicher Steigungsrate wie vorher weiterging. Vermutlich ist das darauf zurückzuführen, dass mit den in dieser Zeit "heimkehrenden" Deutschrussen, die bereit waren, für jeden noch so mickrigen Lohn anzuheuern, die Löhne unter Druck gerieten. Wie auch immer, ohne diesen Effekt hätten die deutschen Facharbeiter im Schnitt gut 10% mehr, was in etwa den von dir erwähnten 2 bis 3 Euro entspräche.
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