Ansicht:   

#463329 Die Araber als allein Schuldige? Sehe ich nicht so. (ot.politik)

verfaßt von baeuchlein, 09.10.2023, 03:13:23

> Wobei es längst Frieden geben würde wenn sich die arabische Seite auch
> mal an Abmachungen halten würde und das ist das Kernproblem. Sie
> verhandeln, stellen Forderungen die von Israel unter Garantie nie
> akzeptiert würden und wenn man sich mal geeinigt hat ist es fast immer die
> arabische Seite die die Abmachungen bricht. [...]

Sehe ich nicht so einseitig. Die Israelis errichten z.B. Siedlungen, die meines Wissens auch von den UN als illegal bezeichnet werden. Und wenn jetzt Israel Hochhäuser kaputt schießt, in denen zwar Hamas-Kommandostellen sein sollen, andererseits aber vermutlich auch Zivilisten leben, dann muss man das zumindest mal genauer betrachten - wie man es ja auch beim Beschuss ukrainischer Wohngebiete durch Russland tut.

> Bei den Verhandlungen über die
> Teilung Palästinas haben die Juden schon von Anfang an auf Gebiete
> verzichtet und zumindest Kompromissbereitschaft gezeigt. Was Verträge mit
> Arabern wert sind haben sie dann am Gründungstag erlebt als die Araber
> angegriffen haben.

Da fehlt ein Bißchen was. Hier z.B. wird die Geschichte der Gründung Israels etwas weniger ruhmreich und heroisch beschrieben, und das ist nicht die einzige Beschreibung dieser Art. Prinzipiell ging's so: Die Araber/Palästinenser lebten in diesem Land. Plötzlich kamen die späteren Israelis und machten sich da breit, hingeschoben von Europa. Das wollte so sein Problem mit Antisemitismus gegen Juden "lösen".

Warum sollte den Einwohnern dieses Landes das gefallen? Warum müssen in diesem Fall diejenigen Kompromisse zeigen, denen gerade das Land weggenommen wurden?

> Aber das Hauptproblem ist wohl das die Palästinenser
> von ihren Brüdern weder integriert noch Rechte zugesprochen bekommen
> obwohl sie seit rund 80 Jahren dort leben. Hätte man die damals
> Vertriebenen integriert wie Wir es nach 1945 machten wäre das Problem
> geringer. Wenn man bei Uns damals die Ostflüchtlinge recht- und
> staatsbürgerlos bis Heute in Lagern festhalten würde wäre es Hier wohl
> auch recht Explosiv.

Wer genau ist denn nun mit den Brüdern gemeint? Irgendwer, der auch noch in Gaza lebt? Oder Libanon, Iran/Irak usw.?

Und sind wir Deutschen heutzutage wirklich so viel "besser"? Sind wir allen Migranten und Flüchtlingen gegenüber total aufgeschlossen? Oder reicht es, wenn wir nur unsere Landsleute hier willkommen heißen, alle anderen aber nicht?

Nein, so einfach mach' ich es mir nicht.

> Dazu kommt das die Palästinenser im Gazastreifen bis
> aufs Äusserste aufgehetzt werden, unter Anderem mit unseren Steuergeldern.
> Würden sie im Gazastreifen mal kapieren das sie nur einen
> Stellvertreterkrieg für ihre arabischen Brüder führen, die nachdem sie
> bis in die 70er nur Niederlagen kassierten und nun zu Feige sind einen
> offenen Konflikt zu führen, und sich Israel anschliessen würde es Ihnen
> innerhalb weniger Jahre besser gehen als je zuvor, denn sie könnten von
> Israels Erfahrung mit Landwirtschaft in solchen Regionen nur profitieren
> und wenn die Kohle die in Waffen versenkt wird in Bildung und Wirtschaft
> investiert würde ginge das noch schneller.

Unsere Steuergelder wurden bestimmt nicht da hin gebracht, um Palästinenser aufzuhetzen. Vielleicht versuchte man eher, den Juden Israels durch einen Friedensschluss mit den (durch Geldzuwendungen etwas aufgeschlossener gemachten) Palästinensern zu helfen, nachdem man Juden in der Nazizeit umbrachte und anschließend womöglich noch den anderen Ländern Europas bei der Scheinlösung half, die Juden wie lästige Bittsteller wegzukarren und anderen vor die Haustür zu setzen. Da wollte man es vielleicht auch noch den Palästinensern recht machen, denen man mit dem Absetzen der Juden auf Palästinenser-Land auch Unrecht getan haben dürfte, zumindest nach heutiger Sicht.

Wohin allerdings Gelder (egal ob Steuern oder andere) aus Deutschland gehen, sollte man allgemein mal besser überprüfen. Auch, was Israel angeht, deren Regierung bedenklich nach rechts gerückt ist. In Russland war Ähnliches IMHO auch ein Baustein da hin, dass die Staatsführung glaubte, sie könne sich nahezu alles erlauben - Aufstände im eigenen Land wären da eher kontraproduktiv gewesen. Jetzt greifen sie die Ukraine an, weil sie's können, und zuhause keiner aufmuckt.

Und auch wenn Gelder weder nach Palästina, Israel oder Russland fließen, lohnt es sich wohl, da mal genauer hinzusehen - zumal wir nach mehreren Krisenjahren nicht weiter Geld wie Heu haben dürften. Da könnte man diverse Argumente finden, um Gelder nicht mehr irgendwo hin fließen zu lassen, wo es unseren Interessen eher nicht förderlich ist.

Dass die Araber aus reiner Feigheit so handeln, wie sie es tun, lasse ich so auch nicht gelten. Israel ist militärisch durchaus in der Lage, Angreifern sehr schwere Verluste zuzufügen. Da ist es nicht klug, sondern eher sinnlos, wenn ein Gegner schön brav so Krieg führt, wie der Rest der Welt es will - jener Gegner würde sich selbst sein Grab schaufeln. Was die Hamas jetzt jedoch möglicherweise trotzdem getan hat.

Und dass sich ein Palästinenser nicht den Israelis anschließen will, ist leicht dadurch zu erklären, dass das dann eine lange Geschichte der Assimilation bedeuten würde, die mit dem Absetzen der Juden im heutigen Israel begann. Kann ich verstehen, dass die Palästinenser nicht solange nachgeben wollen, bis sie der Dumme sind. Selbst Ostdeutsche wollten sich nicht einfach 100%ig den Westdeutschen anpassen, nachdem die DDR der BRD "beitrat" - was denjenigen Westdeutschen mit Geld und Macht aber wohl nicht so wichtig war. Und siehe da, die einst von Kohl versprochenen "blühenden Landschaften" sind bis heute nicht so gut gediehen, wie man es einst behauptet hat. Da sag' ich auch nicht einfach, es wären die "Ossis selber schuld". Auch das wäre viel zu einfach.

> Aber so lange der Terror von
> arabischer Seite gefördert wird und von der UNO verharmlost wird sich
> nichts ändern ausser Israel macht den Streifen platt und Menschenfrei was
> Keiner wirklich will aber wohl aktuell die einzige Lösung scheint um da
> Frieden reinzubekommen.

Wenn die Israelis UNO-Resolutionen ignorieren, tut sich da auch nicht viel. Und einige israelische Hardliner wollen wohl durchaus sämtliches nicht-israelisches Leben im Gazastreifen auslöschen. Nein, auch hier liegt's nicht nur an dem, was sich bezüglich der arabischen Seite tut.

> Und was die Siedlungspolitik angeht, seit Urzeiten
> besiedeln die Sieger die unterlegenen Länder wie Sie es wollen und
> verschieben dabei ganze Staaten

Davon, dass man es schon X Jahre lang macht, wird es auch nicht richtig. Und geiler finden es die Unterdrückten damit auch nicht. Das fördert Hass und damit genau jenen Terror, der nun wieder auftrat. Das Ermorden israelischer Bürger wird davon natürlich nicht besser oder gar richtig, aber Deeskalation sieht anders aus als dieses "Du Schnauze sonst Auge, weil meine Faust is' dicker als deine!"

Die Araber und Palästinenser sind nicht unschuldig an alldem, aber die Gegenseite hat auch alles Andere als eine weiße Weste - selbst die europäischen Staaten können sich aus ihrer Verantwortung für das, was sie mit dem Unterstützen der Staatsgründung Israels angeschoben haben, nicht einfach so 'rausziehen.

 

gesamter Thread:

Ansicht:   
Auf unserer Web-Seite werden Cookies eingesetzt, um diverse Funktionalitäten zu gewährleisten. Hier erfährst du alles zum Datenschutz