> Zu meiner Zeit, 1986, war es schon etwas moderater. Ich musste allerdings
> noch eine ausführliche schriftliche Begründung abgeben, was meine beiden
> Söhne nicht mehr mussten. Am Ende der Musterung stand ich vor einem
> Offizier (o.ä.), der auf einem erhöhten Podest saß, auf mich
> herabblickte , und noch einmal versuchte, mir "ins Gewissen" zu reden.
> Als meine Begründung führte ich die Erzählungen meiner Großeltern aus.
> Großeltern 1 wurden während der Operation Gomorrha in Hamburg ausgebombt
> und mussten unzählige verbrannte Leichen auf den Straßen ertragen.
> Großeltern 2 flüchteten aus Frankfurt/Main in ihre ländliche Heimat in
> Osthessen und kamen damit der Zerstörung Frankfurts gerade noch
> rechtzeitig zuvor.
Wie das Schicksal so spielt. Mein Vater hatte einen "Persilschein" (1933-1945): Kein Dienst bei der Reichswehr, da in der Metallindustrie tätig => wichtig für den Aufbau und die Modernisierung der Wehrmacht. Meine Einberufung zum Wehrdienst (1964) hielt er jedoch für "männlichkeitsbildend", die Wehrdienstverweigerung für einen Krampf.
Im Gegensatz zu Stuttgart wurde Esslingen nicht bombardiert, obwohl Industriestadt. Der Überlieferung nach wurde ein amerikanischer Bomberpulk wenige Kilometer nördlich an Esslingen vorbeigeleitet (Navigationsfehler oder Sabotage?) und entlud seine tödliche Fracht über dem Schurwald. Viele Bombentrichter kann man heute noch entlang der Wald- und Wanderwege entdecken.