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Nachricht aus dem Archiv

zack schrieb am 22.March.2019, 10:29:41 in der Kategorie nt.netz-treff

Praxisgebühr Reload - diesmal anders herum verblockt

Hallo Leuds,

die Praxisgebühr war ja gescheitert, angeblich weil sie nicht den gewünschten Erfolg brachte. Aus meiner Sicht logisch, konnte man sich doch für 10€ eine Stunde Zeit und bessere Gesundeheit im Einzelfalle kaufen.

Ein echtes Schnäppchen, ich hatte das bei einer Fehlbehandlung entzündeter Wunde am Zeigefinger auch 2x am Tag investiert.

Zur Erinnerung: Sinn war, die Patienten durch die Gebühr zu zwingen, erst zum Hausarzt zu gehen, der sie dann bei Bedarf zum Facharzt überweist.

Nun sind neue Pläne im Hinterhalt. Der Patient soll durch günstigere Tarife belohnt werden, wenn er erst zum Hausarzt geht , der ihn nach Gutdünken weiter überweist oder auch nicht.

Alte Ideen in neuer Verpackung

Nun, denken kann ja jeder selbst.

Hypochonder sind ja beim Hausarzt billiger aufgehoben. Das Urteil kann sich aber nur erlauben, wer z.B. den Unterschied zwischen Schmerzen und eingebildeten Schmerzen selbst kennt. Ich kenne den Unterschied nicht, ich vermute, dass beides wehtut. Und mir scheint es klar, dass ein Schmerzpatient zum Facharzt gehört und von dort ggf. zum Hausarzt verwiesen wird für eine dauerhafte Medikation oder was auch immer der Hausarzt problemlos leisten kann.

Bei tatsächlichen oder gefühlten Behandlungsfehlern scheint mir die Lage auch klar. Die juristische Hürde zum Nachweis so eines Fehlers ist hoch und scheitert oft auch mit Fachanwalt. Die Auswirkungen eines unterlassenen Besuches beim Facharzt kann man nicht nachweisen, das hätte eben der feststellen können. Was der Hausarzt hätte tun können müssen oder sollen oder lassen - ist juristisch ebensolcher Pipifax wie der Anfang dieses gebrochenen Satzes.

Kapitalistisch ist hier der übliche Denkfehler oder Argumentationsfehler unterlaufen. Im Kapitalismus gibt es keine Kosten, nur Umsätze. Auch Krankenkassen sind Unternehmen mit vielen Beschäftigten und auch einer gut verdienenden Führungsebene.

Bildhaft gesehen kann man also entweder die Umsatzbremse ziehen. Das ist so wie am Strick ziehen, der einen über eine Umlenkung am Hals würgt. Kräftig ziehen also. Zum Wohle der Allgemeinheit. Ernsthaft? Wer das freiwillig macht: Bitte den Hausarzt überspringen und gleich zum Psychiater.

Oder man hat alternativ ein Füllhorn. Es regnet also Geld, wenn man das Seil der Klospülung zieht. Kräftig ziehen also. Zum eigenen Wohle - nunja. Kann langfristig zu Problemen führen. Die sich aber irgendwie lösen ließen vermutlich.

Ganz so ist es bei den Krankenkassen nicht. Aber bislang wurde immer nachgeregelt, wenn der Umsatz stieg.

Und eigentlich müssten die Ärzteverbände doch protestieren? Ich finde hier nichts, vielleicht fehlt mir nur der Suchbegriff. Oder sollte es den Protest nicht geben? Protest bei drohendem Minderverdienst wäre doch verständlich. Oder wird es den gar nicht geben?

Weil ein Hausarzt es gar nicht riskieren kann, eine Überweisung zum Facharzt auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten zu verweigern? Er juristisch "dran" wäre bei Fehlern? Nun, so gäbe es statt einem Arztbesuch immer gleich zwei Arztbesuche, die Schwelle zum Hausarzt ist vielleicht geringer und so profitieren auch die Fachärzte?

Eine abschließende Bewertung habe ich noch nicht. Es geht aber vermutlich eher ums Geld.

Andere Aspekte offen lassend: Cui bono?

Das ist lateinisch und heißt soviel: wem nützt es, wer hat einen Vorteil oder Profit davon?

Ich jedenfalls nicht, das ist mir viel zu gefährlich. Zahlt man dann den Facharzt selber mit Faktor 2,3 oder wie, wenn man den Hausarzt überspringel will oder muss?

Grüße,
Zack
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