Archiv
Ansicht:   
Suche   erweiterte Suche

Nachricht aus dem Archiv

zack schrieb am 10.February.2019, 16:24:37 in der Kategorie nt.netz-treff

Erinnerungen

> ....während mich die Polizei bitte niemals Fragt was ich vor 3 Wochen
> am Donnerstag zwischen 13:45 und 17:12 Uhr gemacht habe. Denn daran
> könnte ich michwahrscheinlich nicht richtig erinnern.

Hi Mapa,

dann war die Metrik, die Melodie Deines Lebens in diesem Zeitraume wohl nicht einprägsam genug!  :-P

Was Metrik ist, sollte man im Folgenden wissen, zumindest die Begriffe für Text und Musik kennen und was ein Metrum (Plural Metra) so ist. Ich hatte diesen Begriff auch seit der Schulzeit vergessen.

Edit - Link vergessen: https://de.wikipedia.org/wiki/Metrik

Warum merkt sich der Mensch Melodien und manche Verse? Und wie?

Mein erster Ansatz war, dass das mit der "Stammestheorie" zu erklären sein müsste, die Hunderttausende von Jahren, in denen der Mensch in Stämmen lebte. Worüber man vieles nicht weiß, jedoch kürzlich einen ca. 1 Mio Jahre alten Schädel fand, der derart lange (die Verheilungsspuren) zahnos war, dass man schon zu dieser Zeit auf Altenpflege schloss. Ich zweifele daran, die Person war schlau genug für Brei und anderes? Wer weiß. Schon vor 700.000 Jahren beherschte der Mensch das Feuer - behauptet zumindest Hornbach in der Grillwerbung. Mag sein oder nicht, der Mensch hatte schon lange vor Christus Technik und ein Sozialleben. Verdichtet nach der Stammestheorie leben wir mit Steinzeitgenen übereilt in einer der Natur entfremdeten Welt.

Nun, so dachte ich mir, für Überlieferungen wird es schon irgendwie wichtig gewesen sein, dass der Mensch sich Melodien, Verse und Sagen merken konnte. Sonst klappt das ja nicht.

Ich stieß vor Jahren zufällig auf eine Ausgrabungsstätte östlich von Hamburg. Unscheinbar. Aber - haaaaallo?! Angeblich die Stätte in Europa, die die älteste mündliche Überlieferung in Europa belegt über einen Zeitraum von 3000 Jahren. Das sind mal locker mindestens 100 Generationen. Ich war doch recht beeindruckt. Die paar Steine - es ist ein netter kleiner Spaziergang am Waldrand. Und, es GAB etwas hier, als sich das römische Reich noch entwickelte und das ägyptische Reich schon den Sinkflug einleitete.

Bei 1:46 findet sich die Infotafel, nach dem Totenhaus Tesperhude kann man noch googeln.

(Archivposting - keine Anzeige)

Mja, mündliche Überlieferung. Wie lief das denn so?

Der folgende Text ist sehr lang, aber - wie ich finde - sehr interessant.

Bildet er doch das Leben in der Frühzeit der Menschen ab, die Vorgänge im Hirn und die heutige Entwicklung.

http://www.humboldtgesellschaft.de/inhalt.php?name=erzaehlen

Wer es gelesen hat, wir sagen: Hammer! So ist das also.

Kurz gefasst sagte Novalis (Wer? Egal jetzt!): Metra müssen begeistern!

Und ich füge hinzu: Oder Geschichten müssen begeistern. Darum ja auch der Aufhänger mit dem Totenhaus von Tesperhude. Das in Europa liegt, in Deutschland, in Norddeutschland und genauer: In HAMBURG!  :-)

Das sind Mechanismen, die es erlauben, Lieder und Geschichten über Jahrhunderte und Jahrtausende zu tragen. Ein wichtiges Element des Menschen: Er hat eine Geschichte und er kennt sie - zumindest das, was die Überlieferung für hilfreich hielt oder die textliche oder musikalische Ausgestaltung ansprechend machte für unsere steinzeitlichen Hirnteile. Den Begriff des Seele könnte man noch dazu nehmen und die Frage, ob und wie weit Erfahrungen auch auf Genen gespeichert werden können durch Aktivierung oder Deaktivierung bestimmter Abschnitte - aber das steht im verlinkten Text nicht und ich weiß um diese Dinge noch nicht genug.

Zurück zum verlinkten Texte: Mangels Schrift oder gar Internet musste und konnte sich der Mensch früher viel mehr merken. Der Begriff "bibelfest" bedeutet ursprünglich, dass im 18. und 19. Jahrhundert Menschen noch ganz oder großteils zitieren konnten aus dem Kopf? Von vedischen Lehren etc. ganz abgesehen? Alles mündlich überliefert? Meine Güte, was sind wir heute für vergessliche Schussel! Dafür können wir aber mit Lichtgeschwindigkeit einen teil der Menschheit auf der Erde fragen und das gespeicherte Wissen abrufen. Das Merkvermögen schrumpft dann auf eine Größe zwischen Hund und smarter Armbanduhr bezüglich Daten. Die Musik, die Metrik kann aber Hirnteile ansprechen, die älter sind und dann geht es über Jahre. Musik, Gerüche - wer kennt es nicht.

Warum nun die Geschichte mit dem Feuerhaus über 3000 Jahre überliefert wurde, ist aus heutiger Sicht unverständlich. Die Info, warum das wichtig war, ging offensichtlich verloren.

Vielleicht hat die damalige Kolonie damals so den Ausbruch einer Epedemie verhindert. Kranke im Haus lassen, Essen und Trinken "reinwerfen", beim Eintritt des Todes Haus anzünden und Erde drauf. Es scheint aber mehr ein symbolisches Ritual gewesen zu sein.

Oder die Nachbarn haben das beobachtet von weitem und konnten es sich nicht erklären. Es waren sehr große Feuer. Die benachbarte Siedlung blühte und/oder ging irgendwann nieder - das schien vielleicht wichtig oder die Musik und Tänze zum Ritual, die nicht überliefert sind. Wer weiß.

Warum der Mensch sich also manche Dinge merkt und manche nicht, kann nur so beantwortet werden, dass sich manche Dinge über steinzeitliche Hirnteile einbrennen, vermutlich mit einem Trigger wie der Amigdala oder wie auch immer - unausgereifte Theorie von mir. Den Rest vergisst man schlicht, damals wie heute, das Hirn würde ja sonst überlaufen. Wer kennt das Gefühl nicht am Ende eines ereignisreichen Tages.

Warum sich nun MaPa ausgerechnet diese Melodie merkte und unbedingt wissen wollte, was dahinter steckt - wir wissen es nicht. Ich vermute einen Trigger, ein Erinnerung (große Liebe oder ein Verlust) der eine Eigenfrequenz in steinzeitlichen Hirnteilen traf. Über die Metrik, die ich seit meiner Schulzeit vergessen hatte.

Der Vorgang bewegte MaPa zu diesem Thread (früher: soziale Interaktion) und das bescherte ihr dieses kleine Essay. Frank hingegen konnte sein Wissen über "seine" Stammestheorie ausbauen und wüsste nun bei WWM, was "bibelfest" ursprünglich bedeutete. So wird die Menschheit denn doch schlauer.

Sollte sich diese eines Tages doch auslöschen oder erheblich dezimieren, so würde sie die Ursachen ja kennen. Und es wäre im Überlebensfalle gut, wenn man das überliefern könnte. Dazu wäre es wiederum nützlich, die Metrik nutzen zu können ... wenn man sie nicht wie ich als eher Techniker oder Naturwissenschaftler nach der Schulzeit vergessen hätte.

Grüße
Frank
Archiv
Ansicht:   
Suche   erweiterte Suche
Auf unserer Web-Seite werden Cookies eingesetzt, um diverse Funktionalitäten zu gewährleisten. Hier erfährst du alles zum Datenschutz