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Nachricht aus dem Archiv

baeuchlein schrieb am 22.November.2017, 15:09:47 in der Kategorie ot.kultur

OT: Fremdsprachenkenntisse

> > > Englischkenntnisse sind heutzutage eigentlich Pflicht. Ohne die wäre
> ich
> > in
> > > meinem Job in der IT ziemlich aufgeschmissen.
> >
> > Ja, und in der Altenpflege, beim Metzger oder als Kindergärtnerin und
> > Zahnarzthelferin erst mal. Au weia, da läuft ohne drei Sprachen auf
> > gehobenem Niveau gar nix mehr! :rotfl2:
>
> Ich rede von Englischkenntnissen, nicht mehr und nicht weniger. Englisch
> kann man immer wieder brauchen - ja auch die nette Zahnarzthelferin, weil
> das Handbuch zum Röntgengerät halt nur auf Englisch vorliegt. Du kannst
> natürlich immer irgendein Gegenbeispiel aus dem Ärmel schütteln.

Genau, du machst es hier ja gerade auch nicht anders.

Ja, man kann Englisch immer mal wieder gebrauchen. Oder Computer-/Technikkenntnisse. Oder naturwissenschaftliches Denken/Arbeiten. Oder, oder, oder... Deswegen zu erwarten, jeder müsse das heute beherrschen, ist aber unsinnig. Die Realität ist nun mal anders, wie mein nächster Posting-Abschnitt zeigen soll.

> Ich bin halt der Meinung, daß heutzutage jeder der einen Schulabschluß
> macht, zumindest Englisch verstehen und idealerweise auch sprechen können
> sollte - und damit meine ich jetzt nicht mit irgendwelchen Anglizismen um
> sich werfen und Shakespeare ist dann doch eher was für den Englisch-LK, so
> realistisch bin ich dann schon.

So kann ich das dann auch akzeptieren. Man muss aber auch mal bedenken, dass es eben ältere Leute gibt oder auch welche aus anderen Ländern der Erde, wo vielleicht kein Englisch angesagt ist. Ich hab' schon Idioten an einer Uni kennengelernt, die meinten, auch Studierende aus osteuropäischen Ländern sollten im 4.-5. Semester, also knapp zwei Jahre nach dem Betreten "westlichen Hoheitsgebiets", gut Englisch lesen, sprechen und schreiben können, wissenschaftliches Fachvokabular eingeschlossen. Und natürlich gut mit einem Rechner umgehen können (also Installieren von allem Möglichen, Warten von Programmen und Rechner, Word/Excel/Powerpoint bis zum Abwinken im Schlaf können, ...), und was weiß ich nicht noch alles mehr. Mehr als irgendwelche 08/15-Standardkurse für Computerkram und Englisch bot diese Uni meines Wissens aber nicht an. Aber dann blöken und fordern, das hab' ich schon gern! :angry:

Das sind dann Extreme, die ich nicht mehr akzeptiere. Bei älteren Leuten sehe ich gar keinen "Königsweg" mehr hin zu Fremdsprachen, wenn die Älteren da noch gar nix von können, und bei anderen Personen sollte man zumindest einen realistischen Zeithorizont im Auge haben und außerdem den Betroffenen rechtzeitig Bescheid geben sowie ihnen am Besten noch mit auf den Weg geben, wo sie denn die entsprechenden Kenntnisse her kriegen sollen.

Eine neue Sprache lernt man halt nicht "mal eben schnell". Mein Englisch wurde auch erst nach mehreren Jahren englischsprachiger Filme im Fernsehen recht gut, vorher war's eher im Bereich "Geht so". Heutzutage wollen viele aber von anderen immer alles jetzt gleich und sofort. Da dürfen wir nicht landen. Werden wir aber, wenn man es nicht immer wieder anmahnt, das seh' ich im Alltag auch schon immer mal wieder.

> Ich hatte in meiner Jugend schon allein
> deswegen ein großes Interesse daran diese Sprache zu lernen, weil ich die
> Texte von meiner Plattensammlung (ja, ich meine Vinyl) verstehen wollte

Das ist schön für Dich. Brauchen andere vielleicht aber gar nicht für ihr persönliches Seelenheil.

Ich selber habe es, wie gesagt, für's Fernsehen fremdsprachlicher Sender genutzt. Damals kam da noch Zeugs, dass es z.T. erst 10 Jahre später ins deutsche Fernsehen schaffte. Aber das muss auch nicht jeder wollen. So hat sich mein Englisch schon ganz gut verbessert, insbesondere konnte ich irgendwann auch immer besser sprechen als nur schreiben. Mein Französisch habe ich, im Gegensatz zum Englischen, ziemlich vergammeln lassen. Viel geschadet hat es mir nicht.

Aber nicht jeder geht diesen Weg. Und nur weil irgendwas nützlich ist, kann sich nicht jeder X-beliebige hinstellen und einfach mal fordern, dass das halt heute jeder beherrschen können muss. Man stelle sich mal das ganz finstere und zum Glück bislang fiktive andere Extrem vor: Wenn eine weit rechts im politischen Spektrum stehende Partei nun solche Forderungen durchsetzen würde, wo würden wir dann wohl landen?

Es lohnt sich auch oft, extreme Gegenbeispiele zu betrachten. Dann weiß man frühzeitig, wo die Reise hingeht, wenn was schiefläuft. Gut, mit Englischkenntnissen sehe ich da jetzt keine solche Gefahr. Aber was ist mit den in den letzten Jahren immer wieder von Industrie und Wirtschaft geforderten Wirtschaftskenntnissen, die ja sogar in ein Schulfach "Wirtschaft" münden sollten hierzulande? Eine Schülerin hingegen, die auf Facebook mal ansprach, sie könne nach der Schule zwar in drei Sprachen Gedichte analysieren, aber keinen Mietvertrag o.ä. verstehen, wurde öffentlich ziemlich fertig gemacht. Das Schlimmste waren Schulleiter, die sinngemäß sagten: "Halt's Maul und lern' lieber anständig!"

Ich bin da immer recht vorsichtig, wenn irgendwer fordert, dass dies und das gefälligst zur Allgemeinbildung gehöre o.ä., und sich dann v.a. auch einen Dreck drum kümmert, wie die Leute das Wissen bekommen sollen. Ist ja deren Problem...

> und
> verstehe irgendwie nicht, daß man hier lachend abwinkt in der Annahme man
> bräuchte das eh nie. Oder vertraut man dann halt auf Google Translate?

So schlecht ist das gar nicht mehr, wenn man Englisch als eine der beiden Sprachen beim Übersetzen benutzt. Erst, wenn man von Polnisch nach Deutsch übersetzt o.ä., also ohne einen von einem Menschen überprüften Zwischenschritt mit Englisch, dann wird es schlimm. Oder vermutlich mit Fachvokabular - wenn ich mir da so manche automatisch übersetzten Hilfen zu Windows ansehe, fällt es selbst mir schwer, das zu verstehen. Alltagstauglich ist eine reine Übersetzung per Automat wohl bisher nicht.

Fazit für mich: Ja sicher, Englisch ist hilfreich. Und in vielen Fällen ist Englisch da auch in einer besseren Position als Französisch, Spanisch oder Chinesisch. Was sich wahrscheinlich auch nur langsam ändern wird, wenn überhaupt. Dennoch, man muss da einen größeren zeitlichen Horizont haben. Für Änderungen bezüglich "was man können muss" o.ä., würde ich hier mal um die 20 Jahre Zeit mindestens ansetzen. Das sehen viel zu viele Schreihälse (zu denen ich dich spätestens nach deinem letzten Posting nicht zählen will) anders, deswegen gehe ich hier schriftlich dagegen an. Und wieder mal ausführlich... :-P
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