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Nachricht aus dem Archiv

baeuchlein schrieb am 13.March.2017, 02:21:27 in der Kategorie ot.haushalt

Verständlichere Darstellung

Es gibt sozusagen ein "Update" zur Meldung. heise.de hat hier einen Artikel gebracht, der zwar leider mehr andeutet als klarstellt, was nun mit diesen neuen "smarten" Stromzählern das Problem ist, doch darin verlinkt ist dieser Artikel, der (leider auf Englisch) mal genauer und dennoch weitgehend laien-verständlich erklärt, was denn nun eigentlich los ist.

Zusamengefasst sieht das etwa so aus:

Der Strom, der bei uns aus der Steckdose quillt, ist sogenannter Wechselstrom, d.h. der fließt mal durch den ersten Pol der Dose zu uns und über den zweiten ab, und mal ist es andersrum. Die Richtung wechselt er dabei 100 Mal pro Sekunde (ergibt 50 Hz). Wenn man sich das mal mit einem Messgerät genauer anschaut, ergibt sich im Idealfall eine Sinuskurve. In der Realität weicht die Kurve allerdings von diesem Idealbild ab, und damit haben die neuen elektronischen bzw. digitalen Zähler ("Smart meter") offenbar deutlich mehr Probleme als die früher verbauten analogen Zähler. Das hängt mit der Konstrution zusammen.

Die Abweichungen der Kurve vom Idealbild können durch elektrische Geräte im Haushalt verursacht werden, die man selber kauft und anschließt. Bis vor einiger Zeit hatte man es dabei wohl im Wesentlichen mit Geräten zu tun, die nur recht wenig Abweichung verursachten, doch das hat sich geändert, insbesondere mit dem Aufkommen von LEDs und auch dem Anschluss derselbigen an Dimmer. Powerline-Adapter waren ebenfalls schon prinzipbedingt unter den "Störenfrieden" vertreten. Je nach Konstruktion der in der Studie benutzten Zähler waren Abweichungen des angezeigten vom realen Stromverbrauch zwischen -30% und fast +600% gemessen worden, und das war auch reproduzierbar (d.h. bei nochmaligen Messungen unter gleichen Bedingungen kam wieder dasselbe 'raus, es war also nicht nur irgendein Zufall).

Man kann nun noch verstehen, dass zu der Zeit, als die ersten dieser digitalen Zähler gebaut wurden, keiner "auf dem Schirm hatte", dass kurz darauf recht viele Geräte auf den Markt kommen würden, die die Messmethode derartig stark stören sollten. Aber damit endet dann so langsam auch das Verständliche. Denn man muss befürchten, dass die bisher eingebauten digitalen Stromzähler nicht ausgetauscht werden. Lässt man sie (womöglich auf eigene Kosten) überprüfen, dann werden sie nicht als fehlerhaft gelten, denn die bei ihrer Zulassung gültigen Bestimmungen halten sie ein. Damals hatte ja, wie gesagt, keiner dran gedacht, dass die Dinger schon bald mit stark abweichenden Bedingungen konfrontiert werden würden. Auch der Einbau von anderen Stromzählern zusätzlich durch den Kunden (bzw. im Auftrag desselbigen), quasi zur Kontrolle des elektronischen Zählers, wird vermutlich niemanden beeindrucken, denn das ändert ja nix daran, dass die falsch messenden neuen Zähler immer noch erlaubt sind...

Doch auch wenn man in einigen Jahren die nächste Generation elektronischer Zähler kriegt, wird womöglich immer noch nicht berücksichtigt werden, dass der Wechselstrom nicht mehr dem Idealbild entsprechen wird. Das dauert vermutlich wieder mal 'ne Ewigkeit, bis die Änderung aufgegriffen wird, ausreichend bestätigt wird, Handlungsbedarf festgestellt wird und dann das Ganze in Gesetzesform gegossen wird.

Nun fragt man sich natürlich: "Wer ist schuld?" Oder: "Wer kricht Prügel dafür?" Und da ist die Antwort nicht so einfach, wie man denken könnte.

Der Hersteller des Zählers kann durchaus argumentieren, dass der Hersteller der LEDs, Powerline-Adapter und anderer "Störgeräte" schuld am Schlamassel ist, zumal zumindest bei einigen der störenden Geräte auch Billigproduktion mit dafür verantwortlich ist, dass hier Störungen auftreten. Sobald nun wiederum das Reizwort "billig" genannt wird, dauert es vermutlich nicht lange, bis man sich auf den Benutzer/Käufer/Verbraucher als Schuldigen einschießt; in dem heise-Artikel ist das zumindest mal an einer Stelle ansatzweise der Fall, wo man dem Käufer vorhält, dass er sich bei billigen Geräten nicht wundern muss, wenn die mit China-Bauteilen hergestellt werden und dann spätestens mit alternden Bauteilen mehr und mehr Abweichungen der "Stromkurve" vom Ideal auftreten, die dann wiederum den elektronischen (und offenbar eben doch nicht so "smarten") Stromzähler stören und somit falsche Messungen auftreten. (Ob nun diese smarten Zähler auch mit Chinabauteilen hergestellt wurden, wird allerdings nicht überliefert... :kratz:)

Dass die meisten Stromkunden nicht wissen, wie genau der ideale Wechselstrom aussieht und wie manche Geräte den verändern können, wird dabei allerdings unterschlagen. Meiner Meinung nach ist das auch zuviel verlangt, aber das sehen diejenigen, die geschäftliches Interesse an einer anderen Darstellung haben, bestimmt anders.

Sprich: Vermutlich wird erst mal wieder überhaupt keiner Bock haben, das Problem anzugehen, und stattdessen immer schön mit dem Finger auf andere zeigen. Schöne neue Stromzähler- und Stromsparer-Welt...

Nebenbei bemerkt: Adis Zusammenfassung in seinem ersten Posting ist völlig korrekt, wie man jetzt sieht.
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