> Ich hab diese ganze Nationalstolz-Sache noch nie so wirklich verstanden.
> Und auch nicht, warum so viele Leute auf diese billige Rattenfängermasche
> der Rechtspopulisten reinfallen.

Es ist halt so schön einfach. Und es hat so manche Ähnlichkeiten mit Religionen: Man gehört zum auserwählten Volk (wenn man schön blond, blauäugig und arisch ist - irgendwas dafür tun muss man nicht, hurra!). Die anderen sind an allem schuld (das ist genetisch so veranlagt bei "denen", also muss man die abschieben, damit sie uns nicht "genetisch verseuchen") und man selber halt nicht und auch nicht irgendwelche Sachen, die so furchtbar kompliziert zu erklären sind, womöglich gar nur mit Wahrscheinlichkeiten statt Gewißheiten, oder gar nur mit Theorien. Und alles, was wissenschaftlich nicht ins Weltbild passt, ist Gendertheorie, Feminismus & Co. (wenn es von Wissenschaftlern verbreitet wird) bzw. Lügenpresse (wenn es etwas verständlicher in der Zeitung steht, aber immer noch nicht einfach genug und/oder ausreichend ideologiekonform). Siehe z.B. Klimawandel, das gibt's ja alles gar nicht, wir hatten doch erst diesen Monat wieder Schnee.

Und wenn irgendeiner was nicht schafft, ist er grundsätzlich ebenfalls selber schuld, auch wenn er dem auserwählten Volk angehört. Da treffen wir dann schon auf Ideologiebausteine, die nicht mehr ausschließlich rechtes Gedankengut sind, sondern beispielsweise in der Arbeitswelt fest Fuß gefasst haben. Unbedingte Pflicherfüllung ist auch so'n Zwischending. Oder das Erniedrigen Anderer; klappt derzeit auch in der Bundeswehr wieder prächtig. Und Regeln und Gesetze (egal ob die der Menschen oder "die des Marktes") sind natürlich ohne zu fragen jeweils 180%ig zu befolgen (außer wenn sie von irgendwem gemacht wurden, der nicht ins eigene Weltbild passt, z.B. von dieser "Regierung").

Einfachheit, (nicht zu hinterfragende) Regeln und das "wir hier drinnen und die da draußen" - das reicht schon für vieles aus. Für manch einen Kleingeist ein prächtiges Biotop, in dem er wunderbar gedeiht. Wie manche Unkräuter in der Pflanzenwelt halt auch.

Und gerade is' für solche Botanik nun mal Frühling. Hoffentlich wird's kein langer Sommer.