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Nachricht aus dem Archiv

baeuchlein schrieb am 26.December.2016, 21:49:11 in der Kategorie pc.software

Das große Drama um alte XP-Systeme

> Die
> Luft wird so langsam dünn
>
> Eines der Argumente, warum man weiterhin bedenkenlos weiter XP verwenden
> könne war ja, daß man ja mit einem aktuellen Browser unterwegs sei. Was
> bleibt jetzt noch?

Zunächst mal die auch im heise-Forum festgestellte Unsinnigkeit der Begründung seitens der Mozilla-Entwickler. Angeblich stellen die den Firefox-Support für XP und Vista ein, weil beide veraltete und damit unsichere Betriebssysteme sind. Schön, aber das ist an sich nicht deren Problem - ein Browser ist ja kein Betriebssystem. Dass man das Otto Normalverbraucher bisweilen beibringen muss, kann ich ja verstehen, aber Programmierern bzw. Entwicklern...?

Ansonsten: Auch wenn ich im April 2014 noch deutlich gegen das Kreischen, Heulen und Zähneklappern anging, da kaum zu erwarten war, dass einen Tag nach Supportende sämtliche mit XP laufenden Rechner sofort explodieren würden, bin ich schon recht früh der Meinung gewesen, dass man anwenderseitig in den darauffolgenden ca. 6 Monaten zumindest durchdenken müsste, wie man mit der langsam sich ändernden Situation umgehen sollte. Während ich selber das auch getan habe, sehe ich bei einigen Zeitgenossen auch heute noch keinen "vernünftigen" Antrieb dazu.

Vernünftig wäre es meiner Ansicht nach, einen Wechsel halbwegs zeitig vorgenommen zu haben. Was aber bei einigen Leuten ausblieb. Nun stehen einige von ihnen vor einem langsam aber sicher nicht mehr wirklich für's Internet geeigneten System, das aber genau das (ins Internet gehen) immer noch zu unveränderten Bedingungen tun soll. Selbst ich habe mich ja von dieser Vorstellung verabschieden müssen. Ein XP gehört meiner Ansicht nach heute nicht mehr ans Internet; selbst "nur" den Zugang zum LAN will ich lieber keinem der so alten Systeme mehr erlauben. Infiziert man sich den XP-Rechner dann per USB-Stick mit irgendeinem Virus, kann dieses zügig an andere Rechner 'ran, wie wir schon vor Jahren erleben durften. Allerdings ist das Abtrennen des XP vom Netzwerk nicht so einfach, wie ich mal dachte.

Es gibt nicht mehr viele Argumente für den Einsatz von XP auf einem Rechner. Der wichtigste Grund dafür, weswegen dennoch weiterhin XP-Systeme am Netz sein werden, ist meiner Meinung nach auch gar nicht irgendein Argument, sondern das Ergebnis von mehreren Überlegungen und Problemfeldern.

Zunächst mal ist das Ersetzen eines Rechners mit XP drauf nur dann einfach, wenn man genug Geld hat und sich um sonstige Details keinen Kopf macht. Schon, wenn "nur" die geliebte Sammlung von Bildern der Digitalkamera oder gar "alle E-Mails in Outlook" (oder einem beliebigen anderen E-Mail-Programm) auf den neuen Rechner 'rüber gerettet werden müssen, fängt's an damit, Arbeit zu machen. Irgendwann ist der Berg an Arbeit dann so groß, dass man das Ganze lieber noch eine Weile lang aufschiebt, dann noch ein paar Monate aussitzt, dann noch ein Bißchen... und erst, wenn irgendwas einen nicht mehr zu ignorierenden Halt verursacht (z.B. das Abnibbeln eines nicht mehr ersetzbaren Teils des Alt-Rechners), kommt das Problemfeld wieder auf die Tagesordnung - und muss dann ganz plötzlich und "unerwartet" 180%ig gelöst werden. Weswegen dasjenige arme Schwein, was diese Problemlösung dann durchführen muss, ungefähr so erfreut ist wie jemand, dem ein Vorschlaghammer auf den Fuß fällt. :devil: (Diese Schwerkraft ist manchmal echt doof, ne? :-P)

Dann ist es oft auch nicht gut möglich, herauszufinden, ob die alte Hardware weg muss oder nicht (außer, wenn sie definitiv kaputt ist, natürlich). Die offiziellen Systemvoraussetzungen diverser Programme und Betriebssysteme sind teilweise Blödsinn; zu Vista z.B. kursierte lange Zeit über die Behauptung, wegen der Aero-Bedienoberfläche müsste man eine Grafikkarte haben, die hardwaremäßig DirectX 9 beherrscht. Tatsächlich habe ich mal im "Selbstversuch" festgestellt, dass man bei Verzicht auf das eh nur sinnlos bremsende Aero schon mit einer popligen, VESA-kompatiblen Uralt-Grafikkarte "hinkommt" bei Vista. Ähnliche vermeintliche Einschränkungen sind mir seit fast 20 Jahren immer wieder untergekommen - ein Grund, weswegen ich das dauernde gedankenlose Wegwerfen von Hardware immer weniger mitmachen möchte.

Die Änderungen in der Bedienoberfläche und andere Unannehmlichkeiten hatten wir ja schon mal weiter unten im Thread.

Am Schluss bleibt dann wieder jenes Verhalten übrig, was ich oben schon schilderte: Man schiebt das Ganze immer weiter auf. Unterstützt wird man dadurch, dass eine Weile lang zunächst mal alles noch ohne erkennbare Probleme läuft und sich danach eine Phase anschließt, in der man es noch schafft, einzelne ausfallende Dinge (Programm X läuft nicht mehr auf XP - OK, dann nehmen wir Programm Y von 'nem anderen Hersteller...) irgendwie zu kompensieren.

Das Ende der Geschichte ist dann entweder, dass der Benutzer gar nicht mehr versteht, wieso das denn "plötzlich" nicht mehr gehen soll, oder aber dass der alte Karren irgendwann mit einer Wucht gegen die Wand knallt, die nicht mehr ignorierbare Folgen hinterlässt. Mittlerweile weiß ich aber auch nicht mehr, wie man da so manche Menschen zu einer sinnvollen Reaktion auf das "Gesamtproblem" bringen könnte.

Und während nun die Phase der harten Aufschläge für alle XP-Nutzer (sowie deren freiwillige und unfreiwillige Supporter) naht, habe ich schon komplett beschlossen, wie ich für mich selber mit dem im nächsten April anstehenden endgültigen Support-Ende für Vista umgehe. Zum Glück musste ich mich dabei gedanklich ausschließlich mit meinem eigenen einzigen Vista-System beschäftigen, da war das vergleichsweise einfach.
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